Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland
Landesinstitut für Pädagogik und Medien

Was hat BNE mit Demokratiebildung zu tun?

Quelle: Promotion Pictures für proWIN ProNature Stiftung

BNE und Demokratiebildung

Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Demokratiebildung sind nicht als voneinander getrennte Disziplinen zu sehen. Im aktuellen Diskurs dazu ist festzustellen, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt, aber ein Ersetzen des einen durch das andere auch im Rahmen des Schnittmengen-Angebots unbedingt abzulehnen ist. Es gilt, im Miteinander Synergien zu entwickeln, die ohne ein Zusammendenken beider Disziplinen verloren gingen.

Für ein konkretes Verständis des Zusammenwirkens von BNE und Demokatriebildung ist es zunächst wichtig, den Begriff der BNE vertiefender zu erläutern.

Grundlegend ist zunächst, dass dieser nicht auf Umweltbildung mit globalem Charakter reduziert werden darf. Aktuell allgemein anerkannt ist das BNE-Verständnis gemäß „Rautenmodell“ der KMK und des BMZ von 2017: 

Zielkonflikte zwischen den Dimensionen des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung, aus: Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung, KMK/BMZ 2017.

Das Rautenmodell zeigt, dass der bisherige Dreischnitt der BNE aus Okönomie, Ökologie und sozialem Bereich um die Zieldimension der Politik erweitert wurde. Bereits 2002 legt der Weltgipfel von Johannesburg dafür den Grundstein: "Frieden, Sicherheit, Stabilität und die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten (...) sind unabdingbar, um eine nachhaltige Entwicklung herbeizuführen und zu gewährleisten, die allen zugutekommt." (Bericht des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung, Johannesburg 2002, S. 9).

Das didaktische Konzept der vier Zieldimensionen Umwelt, Politik, Wirtschaft und Soziales soll vor dem Hintergrund unterschiedlicher Handlungsinteressen der Akteurinnen und Akteure und unter Berücksichtigung kultureller Diversität Orientierung für die Analyse von Entscheidungen und Prozessen auf verschiedenen Ebenen bieten und einen Einblick in ihre Verflechtung ermöglichen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das zentrale Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in der Bildung - anders als in der Politik - nicht ein primär normativ zu verstehendes Nachhaltigkeitsparadigma im Sinne von Leitplanken und definierten Grenzen der Tragfähigkeit ist, sondern in Lernprozessen Orientierung für Analyse, Urteilen und Handeln gibt (Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung, KMK/BMZ 2017, S. 35).

In Bezug auf das Zusammenspiel von BNE und Demokratiebildung bedeutet das konkret, dass eine schulische, kompetenzvermittelnde BNE nicht ohne Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens' möglich ist. Eine reflektierte BNE behandelt eben nicht nur einfach Themen des Umweltschutzes (oder auch der sozialen Gerechtigkeit/ der nachhaltigen Wirtschaft). Es geht ihr vielmehr um die Spannungsverhältnisse, die zwischen den vier Disziplinen Wirtschaft/Soziales/Umwelt/Politik hermeneutisch im Kontext der jeweiligen Kultur bestehen. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler in den dargestellten Spannungsverhältnissen und damit zusammenhängenden Dilemma-Situationen entscheidungs- und handlungsfähig zu machen. Dabei ist es im ersten Schritt wichtig, sich möglichst neutral über die verschiedenen Interessenpositionen in der jeweiligen Disziplin zu informieren.

Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass der Beutelsbacher Konsens und sein Kontroversitätsgebot dort an seine Grenzen stößt, wo wir der Wissenschaftsorientierung den Vorrang geben. Das heißt konkret, wissenschaftlich basierte Evidenzen müssen nicht mehr kontrovers dargestellt werden. Ein Beispiel hierzu stellt der anthropogene Klimawandel dar, der wissenschaftlich zwar unstrittig ist, zu dem es aber dennoch auch kontroverse Positionen gibt.

Demokratiebildung und Schule der Nachhaltigkeit

In der Schule der Nachhaltigkeit spielt Partizipation eine große Rolle. Schule ist nicht mehr nur der Ort, an dem Wissen im Unterricht vermittelt wird. Schule ist vor allem auch sozialer Ort der Gemeinschaft, an dem nicht nur Schülerinnen und Schüler mit Lehrkräften zusammenkommen. Eltern, außerschulische Bildungspartnerinnen und -partner, Kontaktpersonen der Schulträger, Engagierte der Schulsozialarbeit, Verwaltungs- und Technikpersonal, Freunde und Unerstützende - die Liste der Schulgemeinschaft ist lang. Wenn Schule sich der nachhaltigen Entwicklung verschreibt, dann macht das nur Sinn, wenn diese nachhaltige Entwicklung ganzheitlich gedacht und gelebt wird.Im Idealfall entfaltet sie eine Strahlkkraft, die alle beteiligten Akteurinnen und Akteure mitzieht und sich wechselseitig auch mit Impulsen von außen synergetisch weiterentwickelt.

Dementsprechend ist die Partizipation bereits ein wichtiges Kriterium, dass zur Erreichung der Basisstufe "Schule der Nachhaltigkeit" erreicht sein muss. Damit richtet sich das Konzept der Schule der Nachhaltigkeit nach dem Nationalen Aktionsplan BNE des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dort stellt das Handlungsfeld "Partizipation und BNE"  eines von insgesamt fünf im Bildungsbereich Schule dar.

Um Schülerinnen und Schüler in ihrem gesellschaftlichen Engagement zu stärken oder sie dazu aufzufordern, müssem Sie bei der Themenfindung mitbestimmen dürfen, denn nur der persönliche Bezug schafft die Grundlage für ein motiviertes Engagement. Über das Handlungsfeld der Partizipation leistet jede Schule der Nachhaltigkeit einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung.

Bildung für Demokratie und Nachhaltige Entwicklung - zwei Beschlüsse, ein Konzept

Der hessische Landeskoordinator BNE Michael Knittel bingt zwei Beschlüsse der KMK zusammen:

Den Beschluss aus dem Jahr 2009 zur Umsetzung der "Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule" und den im Jahr 2015 verfasste Beschluss zur Implementierung des "Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung".

Seinen Aufsatz lesen Sie bitte hier.
 

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